Montag, 13. August 2012

Ni Hao liebe Blog-Leser,

hier der erste Tagesbericht aus China von meinem Mitbewohner Matthes verfasst. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und die Tage folgen auch von mir geschriebene Zeilen. Ich hänge noch ein von mir gefilmtes und geschnittenes Video von den Plätzen an, wo wir bereits waren.

13.08.2012

Wir verschlafen beide. Zum Glück nur das Frühstück. Also gehen wir um 8 Uhr pünktlich zur ersten Einheit mit einem Loch im Bauch in den “Quiet-Room”. Dort liegen alle Materialien aus, die wir für unsere Unterrichtseinheiten brauchen werden. Außerdem wird uns dieser Raum zur Entspannung und Erholung zur Verfügung gestellt.

Entspannung und Erholung ist auch in der ersten Stunde angesagt. Sofern die harten Holzstühle es zulassen. Den Geschichtsstunden, die wir noch aus der Schule gewohnt sind, nicht unähnlich, wird uns die Geschichte der christlichen Kirche in China dargestellt. Die folgende Einheit sollte jedoch von weitaus größerer Bedeutung für uns werden.

Connie, eine kurzhaarige, schlanke Amerikanerin mittleren Alters, stellt erst einmal unsere Kinokonstellation zu einem Sitzkreis um. Die geht mit uns die organisatorischen Details unserer “Teaching-Practice” durch. Jeder von uns wird – jeweils zusammen mit einem weiteren Freiwilligen – zweimal eine Unterrichtsstunde vorbereiten, halten und bewerten müssen. Meine erste Stunde werde ich mit Susanne halten, die zweite mit einem anderen Freiwilligen namens Björn. Die Partner und Stunden wurden uns ohne unser Zutun zugewiesen und der vorhin noch angenehm leere Wochenplan sieht jetzt gar nicht mehr so stressfrei aus. Wir müssen vor und nach unseren Stunden Absprachen mit Connie halten und sehr gut vorbereitet in die Stunden gehen. All das, was uns erzählt wird, scheint vom Arbeitsaufwand schwer auf die 15 Schulstunden in der Woche übertragbar zu sein, die wir später in Gansu unterrichten müssen. Ich bin jetzt noch unschlüssig darüber, wie strikt ich mich an die Organisationsvorschläge von Amity halten will. Ob ich nicht einfach lockeren, dafür persönlicheren Unterricht mache und lieber interessante Fragestellungen behandle, als das ganz Alltägliche.

Wir merken, bevor wir uns mit Jimmy zu unserem Chinesisch-Kurs treffen, dass unsere Klimaanlage auf dem Zimmer kaputt ist. Nach und nach erreicht unsere Zimmertemperatur die 30°C, die auch im Treppenhaus herrschen. Beim Mittagessen informieren wir dann Direktor Liu, die ihren Teller sofort stehen lässt und uns einen Hausmeister zu Hilfe holt. Die Klimaanlage funktioniert wieder, noch bevor wir zu unserer Mittagseinheit mit den “Amity-Guidelines” gehen. Die Kontraktbedingungen mit Amity werden uns vorgelegt und wie schon die Vertragsbedingungen mit unserer Organisation in Deutschland klingen sie ziemlich streng und eng geschnürt. Wie sehr sich diese Vorgaben in der Realität tatsächlich durchsetzen lassen, werde ich dann ja erleben.

Nach dem Abendessen gehe ich mit Jimmy und David – ein Schweizer Freiwilliger mit einer erfrischend natürlichen Art – in die Stadt mit einmal mehr dem Ziel “Walmart”. Mit David unterhalte ich mich fast ausschließlich auf Englisch. Wir finden beide, dass das absolut sinnvoll ist und auch angebracht, da Jimmy so nicht aus unserer Konversation ausgeschlossen wird. Auf dem Weg zum Kaufhaus hören wir leichte chinesische Musik und beim Nachschauen entdecken wir ca. 50 Frauen auf einem Platz im Rhythmus der Melodie tanzen. Ein paar hundert Meter weiter erleben wir das gleiche Schauspiel noch einmal. Jimmy erklärt uns, dass diese Form der Bewegung eine Art Fitness- und Gymnastikübung sowie Freizeitbeschäftigung vieler älterer Frauen ist. Tatsächlich sehen wir keinen einzigen Mann mittanzen.

Zurück auf dem Campus eröffnet mir Lasse, der hiergeblieben ist, um Sport zu machen, dass der morgige Tag stressig werden soll. Mal sehen was an dem Gerücht dran ist.






http://www.youtube.com/watch?v=q4YD_31GPmY

1 Kommentar:

  1. cooles Video :-) tolle & erlebnisreiche Zeit im Reich der Mitte wünsche ich!

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