23. August 2012

Als das Ziel Matthew verbal aus dem Schlaf zu prügeln erreicht war, drehte ich mich erneut auf die andere Seite, um noch zwei Stunden zu schlafen.

Matthew kam sichtlich gut gelaunt wieder von seiner Stunde und war so voller Energie und Enthusiasmus, dass er glatt meinen Laptop von unserem Tisch riss, während des Versuches ein Kabel zu finden. Um die Situation aus seiner Sicht zu schildern hier seine Version: ,,Schon zurück im Zimmer ziehe ich nach gefühlten drei Minuten Lasses Laptop aus Versehen an seinem Stromkabel runter vom Tisch und auf den Boden. Nur “Karosserieschaden”. Zum Glück. Zwei unserer Mitfreiwilligen haben bereits ihre tragbaren Rechner z.B. durch zu wagemutige Experimente mit Aloe-Vera-Saft in Zustände fragwürdiger Funktionalität versetzt.´´. Ich befand mich während dieser Aktion noch im Halbschlaf und konnte trotz Unwissens über die Funktionalität meines Rechners nach diesem Sturz ruhig bleiben. Eine Kante meines Laptops hat sich stark verzogen und eine Blende ist nun lose, aber wenigstens läuft das Gerät noch ´´Hut ab Dell´´.

Heute stand eines der besten Programme für den Nachmittag des ganzen Seminares an. Es handelte sich um Kalligrafie. Als ich den Raum betrat, um mit den anderen zu lernen, wie man auf chinesische Art die Schriftzeichen (汉字 hànzì) malt, hatte ich die Vorstellung, es würde nicht allzu schwer sein, da ich mittlerweile Schriftzeichen schon sehr gut schreiben kann. Weit gefehlt, zwischen schreiben und malen liegen Welten. Es fing damit an, dass uns gesagt wurde wie man den Pinsel halten muss. Die Haltung eines Füllers oder Kugelschreibers würde man vermuten, dies war aber ebenso nicht der Fall. Der Pinsel wird möglichst senkrecht gehalten. Man nimmt den Daumen und Zeigefinger und klemmt ihn zwischen diesen ein, dann legt man den Mittelfinger auf den Stab unter den Zeigefinger. Der Ringfinger und digitus minimus liegen gegenüber von dem Zeige- und Mittelfinger am Stab. Mit dieser komplett ungewohnten Haltung ging es daran das erste Zeichen zu malen. Yī = eins, dieses Zeichen besteht aus einem einzigen waagerechten Strich. Mega einfach, das kann ich doch im Schlaf, weeeeit gefehlt. Selbst dieses einfache Zeichen war schwer zu malen, sodass es schön aussah. Man musste am linken und rechten Rand des Striches jeweils eine Kurve malen, um die Enden ein wenig dicker zu machen, kein leichtes Unterfangen, jedoch mit einer Menge Spaß und vielen Witzen verbunden. Es gab auch den einen oder anderen Lacher von unserem chinesischen Amity Volontär, da es für ihn das einfachste der Welt ist. Wir übten die einzelnen Zeichen bis zu 6 mal und gingen dann zum nächsten über. Wir durften am Ende des Workshops die Utensilien mitnehmen. Eine sehr gute Wahl diesen Kurs zu belegen.

Am Abend findet erneut eine Versammlung in unserem Zimmer statt und ich gucke mit einer sehr angenehmen Gruppe von Mitfreiwilligen in Matthew und meinem Zimmer “Zombieland” an. Wir können zeitweise unsere Lachkrämpfe nichtmehr kontrollieren, da der Film einfach genial ist. Ein richtiger Männerfilm ;), stumpfe Story, die wohl jeder von uns besser hätte schreiben können, aber der Unterhaltungsfaktor war auf jeden Fall gegeben. Nach diesem sehr lehrreichen und für das Leben wichtigen Input fielen David und mir auf, das wir noch die Workbooks der chinesischen Schüler korrigieren mussten und so machten wir uns gleich auf den Weg dieses zu tun. Danach setzte ich mich noch mit Martin zusammen, um den Ablauf unserer Stunde, die am nächsten Morgen stattfindet, fertig zu planen.

Am Samstag fahren wir wieder nach Nanjing, bleiben dort für drei Nächte und fliegen dann am Dienstag endlich zu unseren endgültigen Einsatzorten.