Der Sommer ist in Jiuquan
eingekehrt, begleitet von einem mehrtägigen Volleyballturnier der Schulen. Jede
Schule stelle eine Mannschaft, sodass es zehn Teams am Ende waren, die sich
durch die Qualifikationsphase kämpfen konnten. Die Teams bestanden
ausschließlich aus Lehrern. Ich wurde sofort von meinen Kollegen gefragt, ob
ich nicht mitmachen könnte. Es war eher eine sinnlose Frage, da sie mich
bereits eingetragen hatten und Trikots besorgt hatten, es war legendlich der
Höflichkeit wegen. Nach dem ich die Frage mit einem Kopfnicken und gemurmelten
Keyi bejahte, wurde mir sofort eingetrichtert, dass nun jeden Tag nach der
Schule Training stattfand.
So fand ich mich wenige Stunden
später auf dem Volleyballfeld der Schule wieder. Ich hatte gerade noch Zeit
gehabt, mich aus meinen Lehrer Klamotten, in die Sportsachen zu schmeißen. Das
Training war super organisiert, da wir jeden Tag gegen eine andere Schule
trainierten. Jedes Mal wurden fünf Sätze gespielt, was sehr anstrengend war.
Nach den ersten zwei Tagen,
machte es sich bemerkbar, dass ich fast ein dreiviertel Jahr kein Volleyball
gespielt hatte. Es äußerte sich durch sehr intensiven Muskelkater in den
Oberschenkeln, was die nächsten Trainingseinheiten ein wenig unangenehm gestalteten.
Nichtsdestotrotz ließ ich mich nicht davon abhalten weiter zu machen, da mein
Kampfgeist viel zu groß ist.
Nach einer Woche begann das Turnier.
Es waren Dienstag und Mittwoch mit je einem Spiel am Morgen und einem am
Nachmittag angesetzt. Es wurde auf den Feldern einer Junior Middleschool
gespielt, und zwar auf Betonboden. Hiermit war der sonst häufige Bodenkontakt
des Körper beim Volleyball für das erste gegessen. Ich war erstaunt, wie gut
die Lehrer teilweise spielen konnten. Die Technik war nicht die Beste, aber auf
keinen Fall war es schlecht. Selten habe ich Hobby Volleyballer so gut Pritschen
sehen.
Zuerst dachte ich, dass diese
beiden Tage die einzigen sein würden, aber da hatte ich mich getäuscht. Einer
meiner Teamkollegen erzählte mir, dass sich die Prozedur in der nächsten Woche
wiederholen würde, da wir in der Gruppenphase den zweiten Platz belegt hatten und
uns somit für die nächste Runde qualifiziert hatten.
Eine besondere Würze verlieh
diesem gesamten Geschehen, dass die Spieler meines Teams kein Englisch sprechen
können. Mein Chinesisch ist mittlerweile recht passabel, aber an dieser Stelle
wurde ich erneut an meine Grenzen gebracht, da mir das Fachvokabular für
Volleyball einfach noch fehlte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten war es aber
dann keinerlei Problem mehr, sich zu verständigen. Ich spielte die Position es
Außenangreifers und wurde als dieser auch sehr intensiv eingesetzt. Die
Schwäche meines Teams bestand darin, dass sich 80 Prozent der Spieler nicht
traute, den Ball auch mal zu schlagen. Sobald der Ball nicht wie erwartet kam,
pritschten sie den Ball über das Netz, was dem anderem Team natürlich einen
Vorteil brachte, da dieser Ball sicher aufgebaut werden konnte und die
Möglichkeit sich deutlich erhöhte, dass sie einen Punkt machen würden.
Aus diesem Grunde, probierte ich
jedes Mal, wenn ich vorne am Netz war, so viele Punkte wie möglich für unser
Team zu erzielen. Es funktionierte auch ganz gut, jedoch mussten wir uns gegen
den späteren Turniersieger geschlagen geben, da diese einfach zu stark im
Angriff waren und ich nicht in der Lage war, das Match zu drehen.
Die Matches waren sehr
anstrengend aufgrund der Sonne. Wir spielten im Freien und teilweise in der
Mittaghitze. Die Sonne brannte mir also zwei Tage lang auf die Birne und das
Resultat am Ende des zweiten Tages war ein nennenswerter Sonnenbrand. Es war teilweise
echt unangenehm, dass man keine Chance hatte, der Sonne zu entfliehen.
In der nächsten Woche sollten nun
fünf Spiele stattfinden, die auf Montag, Dienstag und Mittwoche verteilt waren.
Die ersten beiden Tage, musste ich mich erneut der prallen Sonne aussetzen,
welches dieses Mal nicht so schlimm war, da meine Haut sich bereits ein wenig
daran gewöhnt hatte. Wir gewannen drei von fünf Spielen. Legendlich konnte uns
die Suzhong, eine Schule, die eine Sportklasse besitzt und deren Lehrer verdammt
gut Volleyball spielten, stoppen. Beide Matches waren eine knappe Angelegenheit
und keineswegs deutlich. Meiner Meinung nach, fehlte bei meinen Jungs einfach
die Konzentration, die uns letztendlich den Sieg kostete. Arian, ein
Mitfreiwilliger, spielte bei der Mannschaft der Suzhong mit und so war es noch
einmal einfacher, die Niederlage einzustecken, da ich gegen einen guten Freund
verloren hatte und eine Mannschaft, die ein super Spiel geliefert hatte.
Am Mittwoch war dann das finale
Spiel angesetzt und dieses fand in der Sporthallte der Yizhong statt. Nun hatte
ich auch die Möglichkeit die Bälle noch rutschend zu erreichen und sofort war
das Spiel um einiges interessanter. Die Mannschaft der Yizhong, gegen die wir
nun spielten, war diejenige, gegen die wir in der letzten Woche, verloren
hatten. Die Sporthalle war voll mit Schülern der Schule und durch deren
Anfeuerungsrufe entstand eine geniale Atmosphäre, die mich ungemein pushte. Wir
verloren dieses Match, aber trotzdem war es ein toller Vormittag gewesen. Meine
Mannschaft und ich belegten letztendlich den dritten Platz und bekamen einen
großen Pokal und ein Preisgeld von 60 Euro.
Am Sonntag sind wir dann mit der
Schulleitung und allen der Volleyballmannschaft Essen gegangen und später in
ein KTV (Karaoke) gegangen. Außerdem habe ich einen Gutschein über 25 Euro für
ein Sportgeschäft erhalten.
Das war es auch schon wieder von
mir, ich hoffe ich konnte euch erneut auf eine Reise mit nach Jiuquan nehmen.
Hi Lasse,
AntwortenLöschenes sieht so aus, als wäre ich eine deiner Nachfolgerinnen :) Ich komme nämlich ab August an die Jiuquan No 2 Middle School.
Falls Du Zeit und Lust hast, würde ich mich freuen, von Dir zu hören. Gerade weil von meiner deutschen Organisation (Mission EineWelt) noch keiner genau an der Schule war, wäre es super, so ein paar Insider-Tipps zu bekommen oder einfach nur Fragen loszuwerden, wie zum Beispiel, ob die Adresse, die du hier irgendwo angegeben hast, noch aktuell ist.
Ob du noch in China bist oder schon wieder zuhause? Gruß nach woauchimmer :)
Nadya