Montag, 29. April 2013

Volleyball in China



Der Sommer ist in Jiuquan eingekehrt, begleitet von einem mehrtägigen Volleyballturnier der Schulen. Jede Schule stelle eine Mannschaft, sodass es zehn Teams am Ende waren, die sich durch die Qualifikationsphase kämpfen konnten. Die Teams bestanden ausschließlich aus Lehrern. Ich wurde sofort von meinen Kollegen gefragt, ob ich nicht mitmachen könnte. Es war eher eine sinnlose Frage, da sie mich bereits eingetragen hatten und Trikots besorgt hatten, es war legendlich der Höflichkeit wegen. Nach dem ich die Frage mit einem Kopfnicken und gemurmelten Keyi bejahte, wurde mir sofort eingetrichtert, dass nun jeden Tag nach der Schule Training stattfand. 

So fand ich mich wenige Stunden später auf dem Volleyballfeld der Schule wieder. Ich hatte gerade noch Zeit gehabt, mich aus meinen Lehrer Klamotten, in die Sportsachen zu schmeißen. Das Training war super organisiert, da wir jeden Tag gegen eine andere Schule trainierten. Jedes Mal wurden fünf Sätze gespielt, was sehr anstrengend war. 

Nach den ersten zwei Tagen, machte es sich bemerkbar, dass ich fast ein dreiviertel Jahr kein Volleyball gespielt hatte. Es äußerte sich durch sehr intensiven Muskelkater in den Oberschenkeln, was die nächsten Trainingseinheiten ein wenig unangenehm gestalteten. Nichtsdestotrotz ließ ich mich nicht davon abhalten weiter zu machen, da mein Kampfgeist viel zu groß ist. 

Nach einer Woche begann das Turnier. Es waren Dienstag und Mittwoch mit je einem Spiel am Morgen und einem am Nachmittag angesetzt. Es wurde auf den Feldern einer Junior Middleschool gespielt, und zwar auf Betonboden. Hiermit war der sonst häufige Bodenkontakt des Körper beim Volleyball für das erste gegessen. Ich war erstaunt, wie gut die Lehrer teilweise spielen konnten. Die Technik war nicht die Beste, aber auf keinen Fall war es schlecht. Selten habe ich Hobby Volleyballer so gut Pritschen sehen. 

Zuerst dachte ich, dass diese beiden Tage die einzigen sein würden, aber da hatte ich mich getäuscht. Einer meiner Teamkollegen erzählte mir, dass sich die Prozedur in der nächsten Woche wiederholen würde, da wir in der Gruppenphase den zweiten Platz belegt hatten und uns somit für die nächste Runde qualifiziert hatten.
Eine besondere Würze verlieh diesem gesamten Geschehen, dass die Spieler meines Teams kein Englisch sprechen können. Mein Chinesisch ist mittlerweile recht passabel, aber an dieser Stelle wurde ich erneut an meine Grenzen gebracht, da mir das Fachvokabular für Volleyball einfach noch fehlte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten war es aber dann keinerlei Problem mehr, sich zu verständigen. Ich spielte die Position es Außenangreifers und wurde als dieser auch sehr intensiv eingesetzt. Die Schwäche meines Teams bestand darin, dass sich 80 Prozent der Spieler nicht traute, den Ball auch mal zu schlagen. Sobald der Ball nicht wie erwartet kam, pritschten sie den Ball über das Netz, was dem anderem Team natürlich einen Vorteil brachte, da dieser Ball sicher aufgebaut werden konnte und die Möglichkeit sich deutlich erhöhte, dass sie einen Punkt machen würden.

Aus diesem Grunde, probierte ich jedes Mal, wenn ich vorne am Netz war, so viele Punkte wie möglich für unser Team zu erzielen. Es funktionierte auch ganz gut, jedoch mussten wir uns gegen den späteren Turniersieger geschlagen geben, da diese einfach zu stark im Angriff waren und ich nicht in der Lage war, das Match zu drehen.

Die Matches waren sehr anstrengend aufgrund der Sonne. Wir spielten im Freien und teilweise in der Mittaghitze. Die Sonne brannte mir also zwei Tage lang auf die Birne und das Resultat am Ende des zweiten Tages war ein nennenswerter Sonnenbrand. Es war teilweise echt unangenehm, dass man keine Chance hatte, der Sonne zu entfliehen. 

In der nächsten Woche sollten nun fünf Spiele stattfinden, die auf Montag, Dienstag und Mittwoche verteilt waren. Die ersten beiden Tage, musste ich mich erneut der prallen Sonne aussetzen, welches dieses Mal nicht so schlimm war, da meine Haut sich bereits ein wenig daran gewöhnt hatte. Wir gewannen drei von fünf Spielen. Legendlich konnte uns die Suzhong, eine Schule, die eine Sportklasse besitzt und deren Lehrer verdammt gut Volleyball spielten, stoppen. Beide Matches waren eine knappe Angelegenheit und keineswegs deutlich. Meiner Meinung nach, fehlte bei meinen Jungs einfach die Konzentration, die uns letztendlich den Sieg kostete. Arian, ein Mitfreiwilliger, spielte bei der Mannschaft der Suzhong mit und so war es noch einmal einfacher, die Niederlage einzustecken, da ich gegen einen guten Freund verloren hatte und eine Mannschaft, die ein super Spiel geliefert hatte. 

Am Mittwoch war dann das finale Spiel angesetzt und dieses fand in der Sporthallte der Yizhong statt. Nun hatte ich auch die Möglichkeit die Bälle noch rutschend zu erreichen und sofort war das Spiel um einiges interessanter. Die Mannschaft der Yizhong, gegen die wir nun spielten, war diejenige, gegen die wir in der letzten Woche, verloren hatten. Die Sporthalle war voll mit Schülern der Schule und durch deren Anfeuerungsrufe entstand eine geniale Atmosphäre, die mich ungemein pushte. Wir verloren dieses Match, aber trotzdem war es ein toller Vormittag gewesen. Meine Mannschaft und ich belegten letztendlich den dritten Platz und bekamen einen großen Pokal und ein Preisgeld von 60 Euro. 

Am Sonntag sind wir dann mit der Schulleitung und allen der Volleyballmannschaft Essen gegangen und später in ein KTV (Karaoke) gegangen. Außerdem habe ich einen Gutschein über 25 Euro für ein Sportgeschäft erhalten. 

Das war es auch schon wieder von mir, ich hoffe ich konnte euch erneut auf eine Reise mit nach Jiuquan nehmen.




1 Kommentar:

  1. Hi Lasse,
    es sieht so aus, als wäre ich eine deiner Nachfolgerinnen :) Ich komme nämlich ab August an die Jiuquan No 2 Middle School.
    Falls Du Zeit und Lust hast, würde ich mich freuen, von Dir zu hören. Gerade weil von meiner deutschen Organisation (Mission EineWelt) noch keiner genau an der Schule war, wäre es super, so ein paar Insider-Tipps zu bekommen oder einfach nur Fragen loszuwerden, wie zum Beispiel, ob die Adresse, die du hier irgendwo angegeben hast, noch aktuell ist.
    Ob du noch in China bist oder schon wieder zuhause? Gruß nach woauchimmer :)
    Nadya

    AntwortenLöschen