Ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll, da ich in diesen zwei Monaten des Reisens, etliche Menschen kennengelernt und Impressionen gesammelt habe...
Meine
große China-Rundtour begann am 3. Januar 2013 und endete am 22. Februar 2013. Mit
einem 18 Kilogramm schweren Rucksack, machte ich mich auf den Weg ins
Ungewisse. Ich hatte eigentlich nur für Lanzhou und Tibet gepackt, aber die
Pläne änderten sich auf dem Amity Seminar. Zwei meiner Mitfreiwilligen fragten
mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen zu reisen. Ich beschloss kurzerhand, mich
ihnen anzuschließen. Die erste Station war Lanzhou, dort hatten wir unser
Halbjahresseminar von unserer chinesischen Organisation Amity. Die Schwerpunkte
dort wurden auf Impressionen des ersten halben Jahres gelegt sowie die Rückkehr
nach Deutschland und die damit verbundenen Ereignisse und Probleme. Das Seminar
ging bis zum 8. Januar und war ausschließlich auf Englisch, aufgrund unserer
Chefin von Amity, die nur Chinesisch und Englisch beherrscht. Es war ein wenig
umständlich, da sie die einzige dort war, die kein Deutsch konnte. Das Seminar
wurde von einer Mitarbeiterin von Mission
eine Welt geleitet, die auch Deutsche ist. Trotz alledem hatten wir sehr
viel Spaß dort und die Chance, uns auszutauschen und uns auf die zweite Hälfte
unseres Freiwilligendienstes vorzubereiten.
Am
08.01.2013 brachen wir Richtung Lhasa (Tibet) auf. Wir fuhren mit dem Zug 33
Stunden. Wir hatten ''Hardsleeper'' und jedes Bett besaß eine Sauerstoffdüse.
Diese Sauerstoffeinspeisung war notwendig, da der Zug sich zeitweise über 5000
Höhenmetern befand. Diese Zugstrecke ist übrigens die höchste der Welt.
Die
Fenster des Zuges sind zweifach verglast. Die Entscheidung, den Zug zu nehmen,
war eine sehr weise, da man sich so einigermaßen akklimatisieren konnte.
Lhasa
liegt auf 3700 Metern und ist damit auch schon sehr hoch. Derjenige, der das
Flugzeug dem Zug vorzieht, wird in den ersten Tagen immense Probleme mit der
Höhe haben. Schlaflosigkeit und das Ringen nach Luft erinnern dich ständig an
die ungewohnte Höhe. Die kleinsten Bewegungen sind auf dieser Höhe bereits sehr
anstrengend.
Als
wir schließlich abends in Lhasa ankamen, wurden wir von unserem Reiseführer
Bemba empfangen. Dieser legte uns traditionell Buddhistische Schals um den Hals
und hieß uns in Tibet willkommen. Wir machten uns mit einem Kleinbus auf den
Weg zu unserem Hotel. Dieser Bus würde uns die nächste Woche zu unseren
verschiedenen Stationen bringen.
Angekommen
im Yak Hotel, checkten wir ein und bezogen unsere Zimmer. Wir waren im ''Dormitory''
des Hotels untergebracht. Das bedeutete keine Heizung und Gemeinschaftsduschen
/ WC. Die Problematik bestand nun darin, dass die Temperatur nachts immer noch
unter null Grad fiel. Resultat war ein ca. fünf Grad kaltes Zimmer, in dem man
so wenig Zeit, wie möglich, verbringen wollte. In der ersten Nacht froren alle
und bekamen nur ein paar Stunden Schlaf, was aber auch an der Höhe lag. Am
nächsten Tag besorgten wir uns alle mehr Decken, sodass wir jeweils mit drei
Decken pro Person schlafen konnten.
Die Tibet Reisegruppe
bestand, mich inbegriffen, aus sechs Leuten. David, der Schweizer, der in
Yumen, wie ich, Englisch unterrichtet. Arian und Philipp, die in Jiuquan an der
Suzhou
Middleschool
unterrichten. Susanne ist an der JiuZhong Middleschool in Jiuquan und Friedrich
ist in der Nähe von Nanjing an einer Schule eingesetzt. Wir kennen uns alle aus
der Vorbereitung von Amity, im Sommer, die in Yangzhou stattfand.
Wir
übernachteten in Zweierzimmern. Ich war mit David zusammen in einem und die
anderen in den eben genannten Paarungen.
Der
erste Tag brach an, an dem wir etwas unternahmen und so wurden wir um neun Uhr
von unserem Hotel mit dem Bus abgeholt. Wir fuhren ungefähr 40 Minuten und
kamen dann an einem auf einem Berg gelegenen Kloster an. Es waren atemberaubende
Impressionen, da allein die Natur rundherum wunderschön war. Wir waren umringt
von Bergen und einem Gebirge, dem Himalaya.
Das Kloster war von
außen sehr kunstvoll verziert und verbreitete eine sehr packende
Atmosphäre. An den Außenfassaden sind
Gebetstrommeln angebracht, die man im Vorbeigehen dreht und dabei seine Gebete
spricht. In diesen Gebetstrommeln befindet sich je ein Stück Papier, auf dem
sechs tibetische Worte stehen, die ein Gebet ergeben.
Innerhalb
des Tempels gibt es die verschiedensten Buddha Statuen, die alle für eine
andere Sache stehen. Zum Beispiel stehen der eine Buddha für Gesundheit und der
andere für Ernte. Die Pilger und anderen Gläubigen streifen durch den Tempel im
Uhrzeigersinn und sprechen ihre Gebete und legen Geld vor die Statuen, oder
bringen geschmolzene Yak Butter mit, die sie in die Behälter gießen, wo bereits
Yak Butter mit Dochten stehen. Diese Dochte brennen und verbreiten einen sehr
angenehmen Duft, der ebenfalls sehr für die Atmosphäre ausschlaggebend ist.
Eine der wichtigsten und bekanntesten Attraktionen
von Tibet ist der Potalla Palast. Es handelt sich hier um den ehemaligen Sitz
der Dalai Lamas. Diese residierten dort und übten von dort ihre Tätigkeit als
Haupt des Buddhismus aus. Der Palast ist ein Gebäude mit hunderten von Räumen
und etlichen kunstvoll geschnitzten Statuen von Göttern. Es war sehr
beeindruckend, zu sehen, wie der Dalai Lama früher gelebt hat und welchen
Gewohnheiten er nachging.
Der nächste Höhepunkt der Tibet Reise sollte der Yamdrok See sein.
Hierbei handelt es sich um einen heiligen Süßwassersee auf 4488 Metern. Die Farbpracht
und Ausstrahlung dieses Sees waren unglaublich. Es war verboten, in dem See zu
schwimmen, da er von den Buddhisten als heilig erklärt wurde und somit die
Sterblichen nicht würdig genug seien, in diesem zu schwimmen. Das Panorama, das
sich im Hintergrund offenbart, ist eine wunderschöne Komposition von Bergen und
einem Gletscher. Die Perfektion dieser Symbiose von verschiedenen
Landschaftsgebieten ist schlichtweg unglaublich. Wenn man es nicht mit eigenen
Augen gesehen hat, könnte man denken es sei gemalt. So viel unberührte Natur
auf einem Fleck habe ich nirgendwo anders gesehen. Die Tibeter wissen ihre
Natur zu schätzen und pflegen sie mit aller Kraft und das Ergebnis lässt sich
sehen. Ein Beispiel ist, dass Touristen nur mit einem Tourguide Lhasa verlassen
dürfen. Ausländern ist es nicht gestattet, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu
fahren. Deshalb ist man gezwungen auf eine Reiseagentur zurückzugreifen, die
eine Lizenz besitzt, die sie berechtigt, durch die Natur zu fahren.
Nach den ersten Tagen in Tibet beschlossen wir,
unsere Reise um zwei Tage zu verlängern, da wir kein Zugticket für den
eigentlich geplanten Abreisetag bekamen. Wir machten uns auf den Weg zu unserer
Reiseagentur und erweiterten unsere Reise, mit einer Tour zu einem Kloster.
Diese Tour dauerte drei Tage, da wir zuerst sieben
Stunden fahren mussten, um bei unserem ersten Ziel zu sein. Es handelte sich
hier um einen Gletscher, der auf 5200 Metern lag. Wir machten an einem
Aussichtspunkt halt und konnten ein paar Fotos schießen. Lange konnten wir uns
dort aber nicht aufhalten, da es aufgrund
extrem dünner Luft sehr anstrengend und gefährlich war. Wir tuckerten
also mit unserem Kleinbus weiter und kamen gegen Abend bei unserem eigentlichen
Ziel an. Ein Kloster, weit weg von der Hauptstadt Lhasa.
Wir übernachteten in den ''Domitorys'' des Klosters
und besichtigten am folgenden Morgen die Räumlichkeiten des Hauses Buddhas.
Aufgrund der Masse der Kloster, die wir während unseres Tibet Aufenthaltes
besichtigen, wurde es von Zeit zu Zeit uninteressanter, da diese sich doch sehr
ähnelten. Der spirituelle Geist war nach dem siebten Kloster irgendwann
verschwunden und man suchte nach spannenden Dingen.
Am Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg
und fuhren erneut sechs Stunden, um letztendlich in einem kleinen Dorf
anzukommen, in dem sich ein besonders liebevoll restauriertes Kloster befinden
sollte. Wir übernachteten in einem kleinen Hotel und führten die Besichtigung
am nächsten Morgen durch. Diese war aber weitaus interessanter als die am
Vortage, da wir dieses Mal nicht hinein gingen, sondern den Pilgerpfad rund um
das Kloster abliefen. Dort gab es vieles zu sehen, wie Gebetstrommeln, Pilger
die ihren Ritualen nachgingen und sehr viele Gebetsfahnen in Bäumen und
Büschen. Dieses Kloster war von einem Berg umringt und bot daher auch einen
sehr schönen landschaftlichen Blick. Am Ende der Tour fuhren wir zurück nach
Lhasa und konnten dort erneut eine Nacht in dem alt bekannten Hotel
übernachten.
Der letzte Tag, an dem wir eine geführte Tour hatten, brach an und wir
fuhren zu dem berühmtesten See Tibets, der zudem auch der höchste Salzsee der
Erde ist, mit 5260 Metern. Die Panoramalandschaft, die sich uns an diesem Ort
bot, war magisch. Man kann nicht beschreiben, was für ein Gefühl man dort
hatte. Es gab einen Berg neben dem See, den wir bestiegen, um eine bessere
Sicht genießen zu können und was sich uns dort bot, war der schlichte Wahnsinn.
Der See ging fast ganz um den Berg herum und so hatten wir links, rechts und
vor uns blaues Wasser. Hinzu kam, dass das Wasser gefroren war und die Sonne
Licht auf die gefrorene Oberfläche warf, was zu einem schönen Effekt führte.
Das Eis war bereits wieder am Schmelzen und so wurde die absolute Stille nur
durch das gelegentliche Krachen des Eises durchschlagen. Dieser See war das
Letzte, was ich auf meiner Tibet Reise gesehen habe und es war ein perfekter
Abschluss. Ich habe bereits viele Länder dieser Welt gesehen und muss sagen,
dass keines davon nur ansatzweise an die Magie oder Schönheit Tibets rankommt.
Wer also die Möglichkeit hat, dort hinzukommen, sollte sie nutzen. Es ist ein
einzigartiges Erlebnis und deshalb wird es mir wohl sehr lange in Erinnerung
bleiben.
Am
17.01 kamen wir vier in Xi´an an. Es war bereits Abend und wir machten uns,
nach einem kurzen Stopp bei Mc Donalds, auf die Suche nach unserem Hostel. Wir
stiegen in ein Taxi ein und nannten unseren gewünschten Zielort und wurden schnurstracks
dort hingebracht.
Der erste Eindruck des Hostels war super, es
saßen in Couchecken Menschen verschiedenster Nationalitäten, die sich
unterhielten, Spiele spielten und somit eine super Atmosphäre verbreiteten.
Hinzu kam noch, dass einer der Rezeptionisten in einer Ecke saß und Gitarre
spielte, welches enorm für ein heimeliges Gefühl sorgte. Wir checkten ein und
bezogen unser Zimmer. Arian und ich waren zusammen in einem Zimmer hatten es sich außerdem zwei
Amerikaner, ein Chinese, eine Italienerin, eine Schwedin und eine Deutsche
gemütlich gemacht. Arian und ich führten mit den jeweiligen Leuten einige kurze
Gespräche, bevor wir uns erneut mit Philipp in der Lobby trafen, um dort
unseren Plan für die nächsten Tage auszuarbeiten. Wie ihr gemerkt habt, sind
wir nur noch zu dritt. David, der Schweizer, hatte sich von uns getrennt, da er
via Couchsurfing bei einem Chinesen zu Hause unterkommen war. So saßen wir drei
Jungs zwei Stunden lang in der Lobby und arbeiteten mit Hilfe des Lonely Planet
eine Sightseeing Tour aus.
Am
ersten Tag machten wir uns auf den Weg zum Glockenturm der Stadt. In China
besitzt jede Stadt einen solchen, um bei Angriffen Alarm schlagen zu können.
Leider mussten wir auf diese Sehenswürdigkeit verzichten, da sie aufgrund von
Restaurationsarbeiten gesperrt war.
So
machten wir uns auf zu unserem nächsten Ziel, der großen Moschee von Xi´an.
Diese Moschee ist nicht mit einer deutschen zu vergleichen. Es sind ebenfalls
Pagodenbauten und man hat wenig das Gefühl, dass in diesem Haus Allahs, der
Geist des Islams herrscht. Aufgrund der chinesischen Bauweise ist man anfangs
sehr verwirrt und sucht nach dem gewohnten Baustil. Ebenfalls entsteht nicht
der Eindruck, einem Moslem gegenüberzustehen, wenn ein Chinese mit der islamischen
Gebetsmütze auf dem Kopf vor einem
steht. Die Assoziationen, die man mit dem Islam verbindet, sind die Moscheen so
wie wir sie aus dem Fernsehen und Deutschland kennen, zusammen mit den
türkischen Moslems. Nichtsdestotrotz war es ein sehr interessanter Besuch, auch
wenn wir uns etwas komplett anderes davon vorgestellt hatten.
Es ging auch gleich
muslimisch weiter, denn unsere nächste Etappe war das muslimische Viertel, einer
der Plätze in Xi´an, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. In
diesem Viertel findet man hunderte von Straßenständen, die Essen, Schmuck und
andere Accessoires verkaufen. Man könnte sich stundenlang in diesen bunten und
wohlriechenden Straßen aufhalten.
Es
war unvermeidlich, dass wir Jungs uns von Stand zu Stand aßen und die verschiedensten
Köstlichkeiten probierten. Eine Süßigkeit ist mir sehr im Gedächtnis geblieben,
und zwar handelt es sich um ein Erdnussgebäck, das schlichtweg delikat
schmeckt. Einem aus unserer Truppe sollte dieser Schlemmermarathon noch ein böses
Erwachen bringen, das mit einem nächtlichen Krankenhausbesuch endete. Wie heißt es so schön, man soll alles in
Maßen genießen.
Den
Abend ließen wir dann mit einem Besuch in der Hostel eigenen Bar ausklingen.
Dort machten Arian und ich einige sehr nette Bekanntschaften mit einem
Engländer, zwei Franzosen und einer Chinesin. Als Highlight des Abends, gab es
eine Beat Box und Michael Jackson Performance.
Tag
zwei begann etwas später, da Arian und ich noch länger in der Bar verweilten.
Unser Plan war es, die Stadtmauer mit einem Fahrrad zu umrunden und danach zur
großen Wildganspagode zur fahren.
Wir
beiden trafen beim Zähne putzen einen Engländer, namens Sam und erzählten ihm
von unserem Plan und dieser schloss sich uns kurzerhand an, zusammen mit der
Italienerin aus unserem Zimmer.
Philipp
fühlte sich an diesem Tag nicht gut und so machten wir uns ohne ihn auf den
Weg. Unsere internationale Truppe zog es zunächst in Richtung der Essenstände,
da es vier Mägen zu füllen gab. Wir endeten schließlich bei einem Stand, an dem
es eine Art Crêpe mit Ei, Salat und Speck gab. Diese verdrückten wir genüsslich
und machten uns anschließend auf den Weg Richtung Stadtmauer.
Dort
angekommen, mieteten wir uns Fahrräder für 100 Minuten und begannen die
Stadtmauer entlang zu fahren. Auf dieser 14km langen Strecke gab es zahlreiche
sehr interessante Gespräche zwischen dem Engländer, der Italienerin und uns
beiden. Wir redeten über Politik, Medizin, Zukunftspläne und Gott und die Welt.
Es war sehr erfrischend, solch aufgeschlossene und gebildete Mitmenschen um
sich zu haben. Wir schafften es gerade so in diesen 100 Minuten die Strecke zu rückzulegen,
da wir, so vertieft in unsere Gespräche, unseren Speed ein wenig vernachlässigt
hatten.
Im
Anschluss an die Tour machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Hostel.
Arian wollte ein wenig schlafen und ich skypte mit meiner Mutter.
Später trafen wir
beide dann David, da er auch zu der großen Wildganspagode wollte. Zu dritt
machten wir uns mit dem Bus auf den Weg und wanderten dann das Gelände
rund um die Pagode ab. Es war ein
Wasserspiel angekündigt um 19:30 Uhr und so machten wir uns auf den Weg zu dem
Platz, an dem dieses stattfinden sollte. Pünktlich begann dann auch die
Fontänen Show, begleitet von Musik. Der Anblick war besonders schön, da farbige
Scheinwerfer die Farbe des Wassers veränderte, sodass eine sehr schöne
Komposition von Farben entstand. Mit Hilfe meiner Kamera habe ich einige
hübsche Bilder für euch geschossen.
Zurück im Hostel
gesellte ich mich zu einer Gruppe von Australiern, mit denen ich Gitarre
spielte und Arian war in eine Bar eingekehrt. Problematik dieses Abends/dieser-Nacht
war, dass es Philipp immer noch nicht besser ging. Er klagte über starke
Bauchschmerzen und fasste nach zwei Stunden den Entschluss, dass er in ein
Krankenhaus wollte.
So
rief ich Arian an und bat ihn, zu kommen, damit wir beide Philipp ins
Krankenhaus begleiten konnten.
So
machten wir uns, zusammen mit einem Chinesen von der Rezeption, auf den Weg in
ein nahegelegenes Krankenhaus. Das erste mussten wir aufgrund von Überfüllung
wieder verlassen, wurden dann aber beim zweiten Krankenhaus aufgenommen. Philipp
wurde untersucht und Arian und ich machten das Beste aus der Situation und dem
bevorstehenden Schlafmangel. Wir probierten, die Zeit mit Tanzeinlagen und Mitsingen
von Liedern zu überbrücken. Drei Stunden später war es dann geschafft, Philipp
versorgt mit Medizin und wir konnten den Heimweg antreten. Um drei Uhr nachts
waren wir schließlich zurück im Hostel und konnten in unsere Betten fallen. Der
nächste Morgen sollte ein harter werden, da Arian und ich die Terrakotta Armee
besichtigen wollten und die Tour um 8 Uhr morgens begann.
Trotzdem
rafften wir uns auf und begaben uns mit 16 anderen Leuten in einem Kleinbus auf
den Weg zu der berühmten Terrakotta Armee.
Dort
angekommen, besichtigten wir zuerst das Grab von QinShihuang, das die Armee für
ihn errichten ließ. Der Anblick seines Grabes war aber weniger spektakulär, da
es sich legendlich um einen grünen Hügel handelte.
Nach
zweieinhalb Stunden kamen wir dann endlich zu unserem ersehnten Ziel, den
Ausgrabungsstätten der Terrakotta Armee. Die Hallen, in denen man die Krieger bestaunen
kann, sind in drei Stück unterteilt. In jeder dieser drei Hallen gab es Gruben,
in denen dann die berühmten Krieger standen. Liebevoll restauriert standen sie
dort zu Hunderten und beeindruckten die Besucher. Wir hatten einen englisch
sprachigen Guide, der uns interessante Fakten zu den Kriegern und den Umständen,
unter denen sie gebaut wurden, vermitteln konnte. Es gab die Möglichkeit, vier
Krieger von Nahem zu sehen, da diese in Vitrinen in einer Ecke der Halle
ausgestellt waren. Erst dort konnte man erkennen, mit welcher Präzision die
Krieger geschaffen wurden.
Zurück im Hostel,
wurde eine kurze Erholungspause eingelegt und dann ging es mit David und einem chinesischen
Paar zum Abendessen. Im Anschluss zog es uns wieder in eine Bar, in der wir einige
schöne Runden Billards spielten. Ein sehr gelungener Tag.
Am
vierten und gleichzeitig letzten Tag machten Arian und ich uns auf zu einer
Museumstour. Das dachten wir jedenfalls, aber wir wurden sichtlich enttäuscht.
Wir wanderten von Museum zu Museum, um zu erfahren, dass sie alle am heutigen
Tage geschlossen hatten. Wir machten also anstatt einer Museumstour einen
riesigen Spaziergang durch Xi´an, was auch seine Reize hatte. Gegen fünf Uhr
kamen wir am Stelenwaldmuseum an, welches zehn Minuten vor unserer Ankunft
geschlossen hatte.
Wir ärgerten
uns kurz und versuchten dann, das Beste aus der Situation zu machen, indem wir
auf dem umliegenden Straßenmärkten umherschlenderten. Schließlich landeten wir
in einem Subway und gönnten uns nach dieser langen Tour ein Sub (belegtes
Sandwich).
Die
nächste Station unserer Reise sollte Luoyang sein. Unser Zug fuhr um 8:30 Uhr
am Morgen und brauchte sechs Stunden nach Luoyang.
Unsere Ziele in
Luoyang waren der Shangshen Shaolin Temple und die Longmen Grotten. Wir machten
uns also am nächsten Morgen auf den Weg zu dem Shaolin Temple, in welchem das Kung-Fu
in China seine Wurzeln hat. Wir gelangten mit zwei Bussen dorthin. Wir
pilgerten über das riesige Gelände, auf dem verschiedene Tempel und
Waffenschmiede angesiedelt waren. Die Landschaft und Gebäude waren sehr
beeindruckend und schön, ein kleiner Wermutstropfen war jedoch, dass wir keine
Mönche Kung-Fu praktizieren sahen. Vielmehr entstand der Eindruck, dass die Mönche
eher als Touristenattraktion dort herumliefen und, wie wir vermuten, eher Schauspieler
waren, da fast jeder Mönch mit einem Smartphone in der Hand herumsaß.
Trotzdessen war es eine schöne Wandertour über das Gelände bei bestem Wetter.
Schließlich fassten wir den Entschluss, dass wir noch zu den Longmen Grotten
fahren wollten. Wir verließen das Gelände und suchten nach einem Taxi und nach
wenigen Sekunden kam auch schon ein Mann angesprungen und bot uns eine Fahrt
nach Luoyang (ca. 70km entfernt) an. 250 Yuan (ca. 32€) sollte es zuerst
kosten, was wir aber mühsam auf 120 Yuan (15€) herunterhandelten. Wie so oft in
China, war es ein privater Fahrer, der mit seinem eigenen Auto fuhr. So stiegen
wir in einen schwarzen VW ein und machten uns auf die Tour. Nach wenigen Kilometern
blinkte seine Tankanzeige auf und beunruhigte uns über den Rest der Fahrt, die
wir aber ohne Probleme hinter uns brachten. Legendlich war es ein wenig Nerven aufreibend,
dass sich der gute Mann ca. sieben Mal verfuhr.
Schließlich
kamen wir an den Longmen Grotten an, um zu erfahren, dass diese fünf Minuten
vor unserer Ankunft den Ticketverkauf eingestellt hatten. So duften wir geknickt
den Rückweg antreten und fürs erste die Grotten hinter uns lassen. Am nächsten
Morgen machten wir uns erneut auf den Weg zu den Longmen Grotten und konnten
uns dieses Mal erfolgreich diese Sehenswürdigkeit zu Gemüte führen.
Die
Grotten sind in vier verschiedene Attraktion unterteilt, die Grotten am Westhügel, Bai Juyi´s Grab,
Grotten des Osthügel und den Xiangshan Tempel. Diese Tour zu bestreiten dauert
ca. 3 1/2 Stunden und ist mit einem langen Fußmarsch verbunden, trotzdessen
sehr interessant. Erschreckend ist jedoch, wie extrem die Statuen aufgrund der
Kulturrevolution verwüstet wurden. Die meisten der Gesichter wurden abgeschlagen,
oder der gesamte Kopf wurde entfernt. Häufig wurden auch Hände oder ähnliches
von den Körpern abgetrennt. Restauratoren haben so gut wie möglich probiert,
die wertvollsten der Statuen zu restaurieren. Es liegt jedoch noch immer der
Schatten der Kulturrevolution über den Grotten. Mehr als 70% der zu sehenden
Artefakte sind zerstört. Wir waren trotzdem sehr angetan von diesem Ort, da es
einfach beeindruckend ist, wie tausende kleine Höhlen in den Berg geschlagen
wurden und aus demselben Stein gleichzeitig die Statuen errichtet wurden. Eine
Handwerkskunst mit einer sehr hohen Präzision.
Wir
ließen die Longmen Grotten am Mittag dieses Tages hinter uns und machten uns
auf den Weg nach Kaifeng. Dieser Ort sollte uns eine frostig kalte Nacht in
einem Hostel bescheren und einen großen Ziergarten, so wie ihn die Chinesen
lieben.
Die
nächste Station war Suzhou, von der wir viel erwarteten, da ein chinesisches
Sprichwort sagt - Above there is heaven, below there are Hangzhou
and Suzhou. Wir
wurden nicht enttäuscht! Unser Hostel war in einer Seitengasse neben einem
Fluss. Diese Gasse war voller Essensstände, Restaurants und Souvenirläden.
Nachts war alles wunderschön illuminiert und verbreitete eine Atmosphäre, die
atemberaubend war. Unser erster Abend führte uns direkt ins Barviertel, in dem
wir verschiedene Locations abcheckten. Unser kulturelles Programm bestand aus
dem Master of Nets Garden, dem Suzhou Museum, dem Humble Administrators Garden,
dem Seiden Museum und der großen Pagode von Suzhou. Eine Menge Programm stand
für uns auf dem Plan, jedoch wussten wir die Anstrengungen des Tages am Abend
zu kompensieren. Die Altstadt von Suzhou ist eine wahre
Augenweide, in der man sich für Stunden verlieren kann. Der modernere Teil der
Stadt hat aber auch seine Reize, durch schön aufbereitete Gebäude im
traditionellen Stil und Liebe zum Detail.
Worauf
ich mich besonders gefreut hatte, war die folgende Station, Shanghai. Hiervon
malte ich mir besonders tolle Impressionen aus. Die Stadt ist überwältigend, keine
Frage, aber auch eine Betonwüste. Naturfreunde werden dafür nicht viel übrig haben
und ländlichere Gebiete präferieren. Ich persönlich muss sagen, dass es mich im
positiven Sinne umgehauen hat. Tagsüber wuseln tausende von Menschen durch die
Straßen und gehen ihrer Arbeit etc. nach. Sobald die Abenddämmerung einsetzt,
entwickelt sich die Stadt in eine Partymetropole, in der es fühlbar keine
Grenzen gibt. Unterhaltung pur auf höchstem Niveau.
Die
Stadt hat aber auch einige Plätze zu bieten, an denen es Kulturelles zu sehen
gibt, wie zum Beispiel in der französischen Konzession, die noch immer ihren
Charme versprüht. Man findet dort unter anderem traditionelle französische
Bäckereien und Balkone.
Ein
weiterer sehr beeindruckender Platz ist der Bund, der eine lange Uferpromenade
ist, von der man die Skyline von Shanghai betrachten kann, die Pudong Area. Dieses
Arial ist der Finanzsektor der Stadt und eines der meist besuchten Spots
Shanghais.
Wie
an fast allen Orten, an denen wir halt machten, suchten wir auch hier wieder
das Youth Hostel auf. In diesem Falle ähnelte es aber eher einem Hotel, als
einem Hostel. Für umgerechnet sechs Euro die Nacht, lebten wir in einem sehr
luxuriös eingerichteten Zimmer. Im Vergleich zu anderen Hostels, in denen wir
abgestiegen waren, war dieses das Paradies auf Erden. Die Sanitären Anlagen
waren super modern und sehr gut gepflegt. Der einzige Nachteil an dieser Stelle
war das warme Wasser, denn dieses wurde ab elf Uhr morgens abgestellt und erst
wieder gegen drei Uhr am Nachmittag angestellt.
Die
erste große Herausforderung sollte die Suche nach Schuhen für mich sein. Mit
meinen zierlichen Füßen, mit der Schuhgröße 47/48, ist es nahezu unmöglich
Schuhe zu finden. Dennoch stellte ich mich dieser so aussichtlos scheinenden Herausforderung
und machte mich, begleitet von Leon, auf die Suche. Wir begaben uns zu der
größten Einkaufsmeile in Shanghai, der East Nanjing Road und starteten dort den
Marathon.
Ich
muss zugeben, dass ich mich am Vortag bereits auf die Suche begeben hatte, aber
ohne jeglichen Erfolg.
Arian
hatte mir am Morgen das Versprechen abgenommen, dass ich am Ende des Tages mit
einem Paar Schuhe zurückkehren müsse, da wir am selbigen Abend das Nachtleben
von Shanghai unsicher machen wollten. Mit Wanderschuhen ist dieses Unterfangen
ein weitaus schwierigeres, da es sich mit dieser Art von Schuhen nur sehr
schwer tanzen lässt.
Leon
und ich wurden dann nach vier Stunden in einem Nike Store fündig und es wurde
ein Paar Sportschuhe in 46, die groß ausfielen. Eine weitere Stunde des Suchens
und dem damit verbundenen ''Meiyou'' Haben wir nicht..., hätte ich nicht ausgehalten,
doch nun war es vollbracht.
Wir
trafen Arian im Hostel, machten uns fertig fürs Nachtleben und zogen dann los
in Richtung Bund. Dort suchten wir an der Uferpromenade entlang nach einem bestimmten
Club und fragten schließlich eine Frau am Eingang eines Hotels. Diese sagte
aber legendlich: ,, Folgt mir!". Wir betraten das Hotel, fuhren mit dem
Fahrstuhl in den sechsten Stock und als die Fahrstuhltüren sich öffneten,
wurden wir von einer Welle von Musik und Lichteffekten getroffen. Es standen
Türsteher am Eingang und eine Frau beugte sich tief über eine Gästeliste. Die
Frau, die uns mitgezogen hatte, sagte den Türstehern, dass wir zu ihr gehören
und es okay sei. Kurze Zeit später fanden wir uns in einem Club, hoch über
Shanghai, mit Blick auf die Pudong Area, wieder. Es war ein atemberaubender
Ausblick und die Stimmung dort war ebenfalls einmalig.
Nach
Shanghai, einer Großstadt, wollten die meisten von uns wieder etwas mehr Natur
um sich haben. Das nächste Ziel unserer Reise war der Huangshan (Yellow Mountain).
Der Huangshan ist der berühmteste Berg in China und soll auch der
schönste sein. Wir machten uns zur Aufgabe, diesen zu erklimmen. Morgens
machten wir uns auf den Weg und waren nach ca. zweieinhalb Stunden am Fuß des
Berges. Vor uns lag eine Strecke von sieben Kilometern, die aus Stufen bestand.
Der Weg auf den Gipfel hat ca. drei
Stunden gedauert, von denen zweieinhalb die reinste Tortur waren. Uns brannten
die Waden und Oberschenkel und wir schwitzten so stark, dass wir klitschnass
oben ankamen. Meiner Meinung nach können es nur junge oder trainierte Menschen
den Aufstieg schaffen. Ich selbst bin an
meine Grenzen geraten und wurde zwei Tage nach dem Abstieg mit Muskelkater vom Feinsten
beschert. Ein weiterer Punkt war, dass es so neblig war, dass wir nur eine
Sichtweite von 20 Metern hatten.
So blieb uns der so als so atemberaubend
beschriebene Ausblick verwehrt. Dies war sicherlich ein weiterer Faktor, warum
der Aufstieg ab einem bestimmten Zeitpunkt, nur noch eine Qual war.
Die Weiterreise wurde ab dem jetzigen Zeitpunkt schier unmöglich, da
das Chinesische Neujahr vor der Tür stand und halb China auf dem Weg zu ihren
Familien war. Wir wurden gezwungen, das Flugzeug zu nehmen, da alle Züge und
Busse über zehn Tage lang ausgebucht waren. Unsere nächste Haltestelle sollte
die Tropeninsel Hainan sein, der südlichste Teil Chinas. Die Fahrt dorthin
stellte sich dann schwieriger dar, als wir gedacht hatten. Von Huangzhou flogen
wir nach Guangzhou und suchten dort nach einem Anschluss. Wir wurden herb
enttäuscht. Wir kamen gegen 0:30 am Morgen in Guangzhou an und unsere einzige
Möglichkeit war es, zum Bahnhof zu fahren, um dort nach Zügen, oder Bussen zu
suchen. Als wir dort ankamen und ich am Zugticketschalter nach Zügen fragte und
nur negative Replik erhielt, wurden von unseren anderen zwei Jungs Bustickets
beschafft. Als Belohnung verlangte der Mann von jedem 100 Kuai (12€). Es war
unsere einzige Chance und so griffen wir sie beim Schopfe. Es war mittlerweile
gegen zwei Uhr morgens und unser Bus ging um 13:30 Uhr. In ein Hostel konnten
wir nicht mehr einchecken und so verbrachten wir die Zeit auf dem Platz vor dem
Bahnhof.
Nach etlichen Stunden des Wartens waren wir schließlich im Bus. Ich
hatte persönlich mit einem standartmäßigen Bus mit Sitzen gerechnet, jedoch
hatte dieser Betten. Keine sonderlich bequemen, eher dünne Matratzen auf denen
man sich hin und her wälzen konnte. Nach ungefähr 30 Stunden ohne Schlaf war es
trotzdem ein Segen. Endlich konnte ich ein wenig zur Ruhe kommen und während
der zehnstündigen Fahrt etwas schlummern. Um nach Haikou, der Hauptstadt von
Hainan, zu kommen, mussten wir noch mit der Fähre fahren, die noch einmal zwei
Stunden für die Fahrt benötigte.
Eine einstündige Busfahrt später, waren wir dann
endlich in unserem Hostel angekommen und konnten duschen! Wir waren alle mit
unseren Kräften am Ende, da uns noch der Huangshan in den Knochen steckte und
das Laufen mit dem schweren Rucksack sehr unangenehm und anstrengend wurde.
Das Hostel war nahezu ausgebucht und so mussten
Leon und ich uns ein Doppelzimmer gönnen. Wenn man eine bestimmte Stufe der
Müdigkeit überschritten hat, dann kann man nicht mehr so einfach schlafen.
Genau dieses Phänomen trat bei uns ein und wir konnten beide nur sehr schwer
einschlafen und wachten bereits nach acht Stunden wieder auf.
Ideenreich, wie wir beide sind, machten wir das
Beste daraus und orderten an der Rezeption ein luxuriöses Frühstück, bestehend
aus English Breakfast, Pancakes und einer Schüssel mit Haferschleim.
Wir wollten so schnell wie möglich an den
südlichsten Teil der Insel, um die volle Breite der Tropeninsel ausnutzen zu
können. So liefen wir zum Ticketoffice, kauften uns ein Zugticket nach Sanya,
die südlichste Stadt Hainans und griffen uns schnell unsere vorher gepackten
Rucksäcke und fuhren schnell mit dem Taxi zum Bahnhof.
Zwei Stunden später fanden wir uns in Sanya wieder
und suchten dort über eine Stunde lang unser Hostel. Als wir endlich dort
ankamen und uns eingerichtet hatten, konnten wir eine Erkundungstour starten.
Es ist schon ein einzigartiges Erlebnis, wenn man von einem minus 30 Grad
Celsius kalten Winter, in einen 32 Grad warmen Winter fährt. Überall waren
Palmen, Kokosnüsse, Obststände und Restaurants. Der Strand erstreckte sich über
vier Kilometer am Ufer entlang.
Am nächsten Tag war Chinesisches Neujahr, was einen
Tag mit Böllerlärm bedeutete. Alle paar
Minuten ging irgendwo eine Böllerkette los und übertönte jedes andere Geräusch
in der Umgebung. Anders, als in Deutschland, werden hier nur Piepmäntscher,
anstatt von Raketen und D-Böllern in die Luft gejagt. Ebenfalls ist die
Lautstärke in China zehn Mal höher, da sie versuchen, so laut wie möglich, zu
sein, um die bösen Geister zu verjagen. Man muss sich die Ohren zuhalten, wenn
man ca. zehn Metern entfernt steht, weil man sonst wohl einen Hörsturz erleiden
würde. Es tut richtig weh in den Ohren, wenn sie explodieren.
Traditioneller Weise werden die Knallkörper um sechs Uhr am Nachmittag
gezündet und im Anschluss gibt es ein leckeres Essen, mit viel alkoholischen Getränken.
Leon und ich hatten zuerst an der Hostel Rezeption gefragt, ob wir bei den
ausgeschriebenen Feierlichkeiten mitmischen könnten, aber die 20 verfügbaren
Plätze waren bereits ausgebucht. So saßen wir auf einer Couch in der Hostel
Lounge und betrachteten das Geschehen von außen.
Keine zwei Minuten später wurden wir von der Hostel
Leitung eingeladen und fanden uns an einem mit Speisen übersäten Tisch wieder. An
dieser Stelle wurde wieder einmal die Gastfreundschaft und Gutmütigkeit der
Chinesen deutlich. Wir sollten sehr viel Bier trinken, da die Deutschen ja so
viel abkönnen. Die Chinesen leben in dem Glauben, dass jeder Deutsche, zu jeder
möglichen Zeit, Bier trinkt. Wir zogen ihnen diesen Zahn, aber tranken trotzdem
mit ihnen, da man ansonsten schnell in Ungunst fallen kann.
Normalerweise trinkt niemand alleine in China, es
wird immer ein Toast ausgesprochen. Es gilt als unhöflich, sein Glas zu erheben,
ohne mit jemandem anzustoßen. Anfangs war es sehr gewöhnungsbedürftig, aber man
gewöhnt sich schnell daran. Wenn ein Chinese mit einem anstoßen möchte,
erwidert diesen Wunsch, ansonsten fühlt er sich nicht respektiert und wird
beleidigt, wenn nicht sauer werden.
Gegen zehn Uhr abends werden gemeinschaftlich
Maultaschen produziert und dann gekocht. Diese werden um Mitternacht gegessen
und läuten somit das neue Jahr ein, ähnlich wie in Spanien, wo 12 Weintrauben
kurz vor Mitternacht gegessen werden.
Die Nacht ließen wir in einem der lokalen Clubs
ausklingen. Meiner Meinung nach war dieses chinesische Silvester um einiges
besser als die deutsche Version zwei Monate zuvor.
Hainan hatte noch mehr zu bieten, so machten wir einen Tagesausflug zu
einer ca. 160 Kilometer entfernten Bucht. An diesem Tage hatten wir strahlend
blauen Himmel, mit Sonnenschein bei 34 Grad im Schatten. Perfekte Bedingungen
für einen Wellness Tag am Strand. Wir spielten viel Volleyball und schwammen
mehrmals. Das Wasser war so angenehm warm, dass man keinen Schock bekam, als
man sich in die Wellen stürzte. Natürlich setzten wir uns viel zu lange der
prallen Sonne aus und das Resultat war ein ziemlich starker Sonnenbrand, trotz
Sonnenschutzmitteln. Arian, Leon und ich hatten uns auf den Schultern, Armen
und Spann so stark verbrannt, dass die
nächsten Tage sehr unangenehm waren, selbst beim Duschen. Alles in allem war
der Tag trotzdem ein sehr gelungener.
Die finale Station unserer Rundtour war Kunming.
Von diesem Standunkt aus, machten wir zwei Touren. Dier erste Tour ging zu den
Reisterrassen Yunnans (Name der Provinz) und die zweite nach Lijiang, der
Tigersprungschlucht.
Für die Reisterrassen mussten wir sieben Stunden
mit einem Bus fahren und übernachteten dort in dem vorsintflutlichsten Hotel, das
ich in meinem gesamten Leben gesehen habe. Wir lernten zwei Chinesen kennen,
mit denen wir uns einen Fahrer für den nächsten Tag organisierten. Am nächsten
Tag, um sechs Uhr morgens, ging es dann auch schon los. Unser Plan war es, den
Sonnenaufgang zu bestaunen, der wunderschön sein soll, da er sein Licht über
die Reisfelder erstreckt. Unser Glück war es, dass in der Winterzeit die Terrassen
mit Wasser geflutet werden und somit eine schöne Spiegelung entsteht. Ich kann
nur bestätigen, dass der Anblick einzigartig war. Die Atmosphäre wurde
legendlich ein wenig durch die vielen Fotografen vor Ort gestört, aber
ansonsten war es ein sehr idyllischer Ort, an dem man ein wenig abschalten und
das ''Jetzt'' genießen konnte.
Die weiteren Stationen unserer Tagestour waren einige Aussichtspunkte,
von denen man in verschiedensten Perspektiven die Landschaft bestaunen konnte.
Besonders beeindruckend war, dass die Stadt, in der wir übernachteten, in den
Wolken lag. Zuerst dachte man, dass es irgendwo brennt und alles voller Qualm
ist, bis man dann realisierte, dass es Nebel war. Dadurch war es relativ kühl
in der Stadt und es herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Wir fuhren noch an diesem Abend wieder zurück nach
Kunming und kamen um zwei Uhr nachts an, bemerkten es nicht und schliefen so
bis sechs Uhr am Morgen im Bus weiter, bis Arian berichtete, dass wir seit vier
Stunden schon angekommen seien.
So machten wir uns mit dem Taxi auf den Weg ins Hostel, wo wir unser
Gepäck gelagert hatten, nahmen eine Dusche und machten uns dann bereits auf den
Weg zur Tigersprungschlucht.
Dieses Mal lag eine Busfahrt von zehn Stunden vor
uns. Diese wurde durch einen Indiana Jones und James Bond Film, auf Chinesisch,
versüßt, wobei ich sagen muss, dass sich diese beiden auf Mandarin sehr komisch
anhören.
In Lijiang angekommen, wanderten wir durch die
Altstadt, die von Essensständen und Hotels nur so wimmelte. Wir suchten wie
immer das Youth Hostel, fanden es auch, aber es war leider ausgebucht und somit
nahmen Leon, Arian und ich uns zu dritt ein Doppelzimmer in einem Hotel
nebenan. Wir genossen für eine Nacht den Luxus eines Hotels mit Fernseher und
eigenem Bad.
Wir schlenderten noch lange durch die Altstadt und
probierten die verschiedensten Köstlichkeiten aus. Wir wurden später am Abend
zu einer Attraktion, als wir in einem Trommelshop Halt machten und dort zu
einem Lied spielten.
Der nächste Tag begann ebenfalls früh, da wir
unsere erste Etappe der Tigersprung vor uns hatten. Diese war 20 Kilometer lang
und sollte in etwa sieben bis acht Stunden in Anspruch nehmen, da es eine sehr
anspruchsvolle Route ist. Eine weitere potenzielle Gefahr stellte die extreme
Höhe von 5100 Metern dar, welches nur wenige Meter weniger sind, als das Basislager
der Mount Everest.
Es war sehr wichtig, viel zu trinken und sich nicht
zu überanstrengen, da man mit der Höhenkrankheit nicht spaßen darf, da diese
zum Tode führen kann. Wir stiefelten die ersten Meter des Gebirges hoch und es
wurde uns schnell klar, dass es kein einfaches Unterfangen werden würde. Nach
zwei Kilometer sollte die beschwerlichste Strecke kommen, ein mit 28
Haarnadelkurven versehender Trampelpfad, der noch zu allem Überfluss stark
bergauf ging. Es war so anstrengend dort hochzusteigen, dass der Atem immer
kürzer wurde und einen die Oberschenkel nach einer Weile verließen. Es
verlangte uns ca. zwei Stunden ab, diese Etappe hinter uns zu bringen. Nach
viel Schweiß und Schmerz wurden wir dann mit einem unbeschreiblichen Ausblick belohnt.
Ich hatte noch nie zuvor in meinem Leben etwas so Schönes und Beeindruckendes gesehen.
Der Haik war sehr gefährlich, da man fast
ausschließlich einem sehr schmalen, unbefestigten Pfad folgte und es steil nach unten ging. Wenn wir uns einen
Fehler erlaubt hätten, sei es stolpern, oder Unachtsamkeit, hätten wir mit dem
Leben dafür bezahlen können. Aufgrund dessen mussten wir die gesamte Zeit über
hoch konzentriert sein und das forderte natürlich auch seine Tribute, in Form
von Erschöpfung.
Nach sechs Stunden des Hikens waren wir am Ende unserer Ressourcen
und freuten uns über eine warme Dusche im ''Halfway Hostel''. Dort aßen wir
noch etwas zu Abend und spielten ein paar Runden Karten, mit zwei anderen
Jugendlichen.
Die nächste Etappe der Tigersprungschlucht hatte
einen weitaus angenehmeren, dreistündigen, Marsch, als der am Vortage. Eine
Stelle war sehr gefährlich, es handelte sich um einen Wasserfall, den man mit
Hilfe von einzelnen Steinen überqueren musste. Durch das Wasser waren die
Steine natürlich sehr rutschig und damit stieg die Verletzungsgefahr enorm. Ein
weiterer erschwerender Faktor war, dass wie fast immer, der Abgrund, der sich
zwei Meter rechts davon auftat, nicht abgesichert war. Ein Fehltritt hätte ebenfalls
hier schnell zum Ende führen können. Dieser sehr spezielle Nervenkitzel hatte
aber auch etwas Abenteuerliches.
Nach drei Stunden hatten wir die Hauptroute hinter
uns gebracht und waren in Susis Hostel angekommen. Von dort aus machten wir uns
dann auf zum Tigersprungfelsen. Der Legende nach soll ein Tiger von diesem
Felsen aus bis auf die andere Seite gesprungen sein, um seinen Feinden zu
entkommen.
Der Weg nach unten in die Schlucht war sehr
abenteuerlich und sehr gefährlich. Es gab extra Stahlseile in den Felswänden,
damit man sich an diesen festhalten konnte. Hinzu kamen noch zwei sehr alte
Leitern, die man zum Abstieg nutzen musste. Die zweite, die in etwa 30 Meter in
die Tiefe ragte, konnte man umgehen, was wir auf dem Weg nach unten auch taten.
Unten angekommen, bot sich uns ein Anblick von
schönster Natur. Die Wassermassen drückten sich durch die Engpässe und bildeten
Stromschnellen, die mit blau-türkisen Wasser durchflutet wurden. Ein sehr
schönes und entspannendes Spektakel. Wir setzen uns auf den Fels und genossen
ein paar Minuten der Stille und des Friedens.
Nun lag der anstrengende Aufstieg vor uns, den ich mir mithilfe der
Stahlseile erleichtere, indem ich die Arme mit nutzte, um mich weiter hinauf zu arbeiten. Ungefähr auf der Hälfte der
Strecke lag die auf dem Hinweg gemiedene Treppe. Ich, der immer gerne den Adrenalin
kick und das Abenteuer sucht, konnte mir dieses natürlich nicht entgehen
lassen. So ruhte ich mich kurz aus, um meine Kräfte zu regenerieren, die ich
für das bevorstehende Klettern benötigte. Arian und Leon probierten, es mir
auszureden, aber mich hatte bereits der Ehrgeiz gepackt. Ich gab ihnen meine
Jacke und Kamera und wartete bis sie am oberen Teil der Leiter angekommen
waren. Die Leiter war in einem 90 Grad Winkel zum Boden und somit ein
anstrengendes Unterfangen.
Es gab keinerlei Sicherungsmöglichkeiten und der
Weg nach unten war ein sehr langer. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben und
begann mit höchster Konzentration Stufe für Stufe zu erklimmen. Arian wurde
oben von Leon gesichert und machte Fotos und einige Videos von meiner
waghalsigen Unternehmung. Kurz bevor ich es geschafft hatte, hielt ich inne und
wagte einen Blick in die Tiefe, der mich dazu brachte, zügig weiter zu
klettern. Oben angekommen, war ich mächtig stolz und konnte mit neu gewonnener
Motivation das letzte Stück hinter mich
bringen.
Wir fuhren zurück nach Lijiang und bekamen dieses
Mal ein Zimmer im Hostel und machten uns dann am Abend, mit Chinesen aus
unserem Zimmer, auf den Weg zur Fressmeile der Altstadt und futterten uns
erneut durch die Delikatessen, die diese zu bieten hatte.
Die Rückfahrt nach Kunming war an der Reihe und wir
fuhren erneut zehn Stunden mit dem Bus und kamen am späten Nachmittag an. Dort
packten wir unsere Sachen für den nächsten Tag zusammen, spielten ein wenig Gitarre,
Tischtennis und Billard mit anderen aus dem Hostel. Anschließend machten wir
uns mit einer Gruppe von Leuten, die wir im Hostel kennen gelernt hatten, auf
den Weg in ein Restaurant und ließen dort den Abend ausklingen.
Unser Flieger ging am nächsten Tag um 11:15 Uhr
nach Lanzhou und wir verabschiedeten uns von der Provinz Yunnan. Die Heimreise
war angebrochen, die wir uns mittlerweile auch sehnlich erwünscht hatten, da
man nach einer so langen Zeit des Reisens, irgendwann wieder vertrautes Areal
um sich braucht. Der Flug dauerte zweieinhalb Stunden und unser Zug in Lanzhou
ging am Abend gegen 21:30 Uhr. Wir überbrückten die Zeit in einem Café mit
diversen Runden Skat. Der Zug nach Jiuquan brauchte ca. zehn Stunden und somit
waren wir etwa um sieben Uhr morgens da, setzen uns in ein Taxi und waren
zwanzig Minuten später endlich zu Hause.
Um euch noch eine kleine Übersicht über meine in Fahrten investierte
Zeit zu geben, werde ich kurz die Kilometer und Zeit nennen, die ich insgesamt
benötigt habe. Alles in allem habe ich bei meiner China Rundreise ca. 17000 Kilometer
hinter mich gebracht und insgesamt eine ganze Woche (178 Stunden), von meinen
zwei Monaten, in Zug, Bus und Flugzeug verbracht.
So, das war mein Bericht und ich hoffe, er hat euch
gefallen und ihr konntet einen ungefähren Eindruck bekommen, was es bedeutet,
eine zweimonatige Rundreise durch China zu machen. Natürlich konnte ich euch
nicht alles berichten, ansonsten wäre dieser Bericht doppelt so lang geworden.
Wenn ihr spezielle Fragen habt, dann schreibt mir eine Email, oder fragt mich
persönlich, wenn ich in drei Monaten wieder zu Hause bin.
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